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Es sind nur noch wenige Schritte. Wenige Schritte die Treppe hinauf. Hinauf zu Enric Fort, einem Performer, der zuvor am Eröffnungsabend eine Performance ablieferte, die teils für Entsetzen, teils für Bewunderung sorgte.

Aus „Voyeur“ wurde „Shared Space“. Eine Programmänderung. Gemütlich ist es. Große, bunte Sitzsäcke rahmen den Raum, bilden einen Kreis. Einen Kreis, in dem nur noch Enric steht, allein. Fragende Gesichter starren ihn an. Er wirkt ganz anders, verändert, verhüllter, schüchterner als letzte Woche.

Er bittet um einen Freiwilligen oder eine Freiwillige, das Geschlecht sei egal. Ein wenig Panik gemischt mit ein wenig Spannung macht sich breit. Wer traut sich? Ich zögere, mein Nachbar zögert, die Frau mir gegenüber zögert. Niemand will sich so recht erbarmen. Enric schaut sich um. Niemand. Niemand will. Niemand will sich. Niemand will sich erbarmen.

Dann eine erhobene Hand. Die Hand von Anna. Erleichterung.

Enric bittet Anna sich flach auf den Boden zu legen. Steif wie ein Brett. Dann senkt er seinen Körper, positioniert sich direkt über ihr. Nur seine Handflächen und seine Zehenspitzen berühren den Boden.

Zwei Parallelen.

Eine Minute vergeht, zwei Minuten, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht. Ich schaue auf meine Uhr. Neun, zehn, elf. Wie geht es Anna? Zwölf. Der Schweiß tropft. Enric wischt sich kurz sein Gesicht ab. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn. Anspannung. Siebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig. Erneut. Ich blicke die Beiden an, dann die Zuschauer. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Seine Beine zittern. Dreiundzwanzig, vierundzwanzig. Nun lass dich fallen, befrei dich endlich. Fünfundzwanzig. Er scheint noch nicht dran zu denken. Sechsundzwanzig. Ich zähle nicht weiter mit. Viel zu groß ist die Anspannung, das Mitleid. Kurz darauf bricht er zusammen. Er verkrampft, ich fühle mit.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, so scheint sein Motto gewesen zu sein. Anna und die Zuschauer gaben ihm Kraft. Kraft auszuhalten, Kraft über seine Grenzen hinaus.

Bewunderung.

Applaus.