Anna Bauer // Krarque & Jamaric: „Zerformance“

by admin on Juli 7, 2011

Auf dem Boden liegt ein großer, durchlöcherter Teppich. Es handelt sich um ein Modell, wie man es üblicherweise in einem Kinderzimmer erwarten würde. Disneymotive sind zu erkennen. Was hier in den Ausstellungsräumen der BS.Visite auf dem kalten Steinboden liegt, ist allerdings kaum noch als ein Teppich zu bezeichnen, eher als ein großer bunter Fetzten, so viele Löcher hat er.

Die beiden Performerinnen treten auf und beginnen damit, ihre Hände und Füße durch die Löcher zu stecken. Sie sammeln den schweren Stoff mit ihren Armen auf und verschlingen sich mit ihm. Schnell haben sie sich tief in das Material hineingearbeitet. Jede für sich sucht ihren Weg durch die Fetzen, wobei sich die beiden Frauen dabei auch gegenseitig immer näher kommen und sich aneinander binden.

Schließlich sitzen sie in einer Art Umarmung auf dem Boden. Trotz enger Verschlingung, hören sie nicht auf, sich weiter durch den Stoff zu wühlen. Sie verlieren das Gleichgewicht, rollen über den Boden.

Herumtollen. Kindliche Spiele.

Die verschlungenen Körper der beiden Performerinnen haben jedoch auch eine erotische Konnotation. Verbogene Körper. Menschliche Nähe. Auch wenn es scheinbar nicht enger geht, immer noch ein wenig näher zueinander finden.

Sie fesseln sich. Ihre Bewegungen wirken gequält. Sie fesseln sich selbst und den Partner, schnüren sich einander fast die Luft zum Atmen ab.

Ist das noch ein Spiel? Oder ist es nicht eher ein Kampf, den jede für sich allein führt?

Gegen Ende ist es kaum noch vorstellbar, wie die Frauen je wieder aus dem entstandenen Knäul aus Stofffetzen und Gliedmaßen herauskommen wollen.

Letztlich gelingt es ihnen dann doch. Allmählich befreien sie sich aus dem selbstgestrickten Gefängnis.

Mit zerwühltem Haar stehen sie auf und verlassen den Raum.