Michaline Saxel // Enric Fort – Phallocracy

by admin on Juli 26, 2011

Ich betrete die Eingangshalle der BS.Visite.
Dort steht ein nackter Mann. Enric Fort.

Er steht in einer Verengung des Raumes auf einem roten Teppich, der durch den ganzen Raum reicht. Neben ihm liegen mehrere Rollen Maler-Kreppband.
Er hält eine von ihnen in der Hand, mit ihr beginnt er seinen Penis zu umwickeln. Dabei beginnt er an der Spitze und arbeitet zu seinem Körper hin.
Merkwürdig.

Langsam und mit Sorgfalt klebt er mehrere Schichten, achtet darauf, dass das Band gleichmäßig geklebt wird.
Im Raum steht eine Kamera, die sein Handeln filmt. Menschen laufen um ihn herum in die restlichen Ausstellungsräume. Sie schauen meist weg. Kichern oder flüstern leise im Hintergrund.
Niemand schaut ihn frontal an. Schnelle, flüchtige Blicke. Keine Beobachtung aus der Nähe.

Enric Fort wickelt weiter, in präziser Genauigkeit. Er verlängert seinen Penis, nachdem dieser unter Kreppband verschwunden ist, mit selbigem. Diese Verlängerung wird breiter, ist innen hohl. Wirkt zwischenzeitlich wie ein langer Kelch. Gebastelt aus hellgelben Kreppband. Ordentlich und gleichmäßig geformt.
Zeit vergeht.
Enric Fort wickelt weiter. Unermüdlich. Fixiert auf seine Handlung.

Er stoppt, geht an eine Wand. Ein Satz aus Krepp entsteht. We are. An einer Wand.
Phallocracy. An der Anderen. Wir sind Phallokratie.

Anschließend wickelt er weiter. Nach einer Zeit beginnt er an seinem Kopf das Selbe durchzuführen. Ein Kokon aus Kreppband legt sich über seine Augen, seine Nase, seinen Mund.
Menschen schauen. Verwundert. Nachdenklich.
Es folgt die Verbindung beider Teile. Das Band ragt von seinem Penis zu seinem Kopf.

Enric Fort steht nun im Raum.
Er sieht nichts. Er sagt nichts. Er bewegt sich nicht.
Phallocracy.

Ich denke, er hat Recht.