Laura Trommer // Katze und Krieg – Wenn die Sonne untergeht (06.05.2011)

by admin on Juni 20, 2011

Am 06.05.2011 um 20:51 traf sich in der Galerie „einRaum“ in Braunschweig eine kleine Gruppe, um „Katze & Krieg – wenn die Sonne untergeht“ mitzuerleben.

Die Künstlerinnen Julia und Katharina verteilten Kopfhörer und erklärten, dass die Performance es verlangte, einen Rundgang durch die Innenstadt zu machen, wobei man das, was gesagt werden würde, gut verstehen sollte.

Zunächst trugen beide Darstellerinnen etwas Schminke und Glitzerpuder vor einem kleinen Spiegel in der Galerie auf. Julia ging hinaus, das Licht wurde ausgemacht und sie nahm eine gelb-orange Lichtkugel, eine Art Sonne, in beide Hände und ließ sie langsam von oben nach unten „untergehen“. Anschließend forderte sie alle Teilnehmer auf, den Rundgang mit ihnen zu beginnen.

Im Handelsweg hielten sie vor einer Kneipe an, sagten, sie könnten sich zu ein paar Gästen hinzu setzen, hielten kurz inne und gingen dann weiter bis sie ein Möbel- und Einrichtungsgeschäft erreichten. Abermals blieben sie stehen, unterhielten sich darüber, dass sie versuchen könnten, ihre imaginäre Traumwohnung einzurichten, verharrten kurz an ihrem Platz und überquerten anschließend eine Straße, um in die Altstadt zu gelangen.

Als ein kleiner Junge mit einem Eis in der Hand an ihnen vorbeiging, blieben sie wiederum stehen, schlugen vor, den Jungen zu fragen, ob sie wohl von seinem Eis probieren dürften und taten dies. Der Junge antwortete mit „Nein“ und Julia und Katharina setzten ihren Weg fort.

Als sie an einem offenen Fenster, welches zur Straße gerichtet war, vorbei kamen, blieben sie wieder stehen und unterhielten sich zunächst darüber, etwas in das Fenster hinein zu werfen und zu warten was passieren würde. Danach hielten sie es für einen besseren Einfall, wenn sie Eis kaufen, bei den Bewohnern dieser Wohnung klingen und mit ihnen das Eis essen würden. Ohne zu einem Entschluss zu kommen, gingen sie auch an dieser Stelle einfach weiter die Passage hinunter.

Auf dem Weg vorbei an einigen Cafés und Kneipen, beschlossen sie, ein Lied zu singen, um damit Geld zu verdienen und sich anschließend von dem Geld 10 Kugeln Eis zu kaufen. Also baten beide vor einem Café um Ruhe, stellten sich auf zwei Stühle und fingen an, ein Lied zu singen. Nach Beenden des Auftrittes gingen Julia und Katharina an den Tischen vorbei und fragten die Gäste nach einer kleinen Spende. Das Ergebnis bestand aus 2,00 € und einem sauren Apfelring.

Damit machten sie sich also auf den Weg zur nächsten Eisdiele und fragten die Bedienung an der Theke, ob es wohl möglich sei, ihren Apfelring gegen 10 Kugeln Eis zu tauschen. Da es in Italienisch leichter war, sich zu verständigen, wurde gebrochen Italienisch geredet und verhandelt. Letztendlich schlug ein Mitarbeiter vor, den Chef anzurufen, um zu fragen, ob er einverstanden sei, denn alleine wollte dies niemand entscheiden. Während der Mitarbeiter nun also seinen Vorgesetzten anrief, warteten die Darstellerinnen auf eine Antwort. Am Schluss war der Chef nicht gewillt, auf ihren Vorschlag einzugehen und sie schenkten dem Kellner trotzdem die erhaltenen 2,00 € für seine Mühe.

Wieder auf der Straße, sagten sie, es müsse eine bessere Choreographie sein, um damit genug Geld für 10 Kugeln Eis verdienen zu können.

Vor einem chinesischen Restaurant setzten sich beide zu einer kleinen Menschengruppe und berichteten ihnen von dem Vorhaben. Aus den Bewegungen, die ein Mann während des Gespräches machte, setzte sich nach einiger Zeit langsam die gewollte Performance zusammen und wurde wiederholt und einstudiert.

Nachdem die Künstlerinnen sich verabschiedet hatten, liefen sie zu einer anderen Eisdiele und präsentierten ihre Darstellung vor zwei Gästen. Sie bekamen 4,00€ und gingen damit direkt zur Theke, um auch hier zu fragen, ob sie für ihre Performance und das verdiente Geld 10 Kugeln Eis bekämen. Der Verkäufer einigte sich mit ihnen auf das Geld und eine mindestens dreiminütige Choreographie. Julia und Katharina schoben ein paar Stühle beiseite und fingen an. Da ihre Performance keine drei Minuten lang war, wiederholten sie alles immer wieder, bis ein Kellner, der auf die Uhr geschaut hatte, die Aufführung unterbrach.

Das Versprechen wurde eingelöst und beide Darstellerinnen suchten sich fünf Kugeln Eis aus, welche sie sich nicht in einen Becher füllen ließen, sondern stattdessen gestapelt auf die Hand nahmen. Sie bedankten sich und liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Unterwegs gingen sie mit ihren Eiskugeln in eine Wirtschaft und fragten die Leute, ob sie wohl an ihrem Eis schlecken wollen würden. Da keiner Interesse zeigte, verließen sie die Kneipe und rannten vom kalten und schmelzenden Eis getrieben zu der Wohnungstür, der sie zu Beginn das offene Fenster zugeordnet hatten. Sie klingelten, wurden hereingelassen und durften alle Eiskugeln in eine große Glasschale füllen. Anschließend wurden von der Bewohnerin Schälchen verteilt und alle die wollten, durften sich am Eisessen beteiligen. Den letzten kleinen Rest versuchte Katharina aus dem Fenster nach unten in den Mund einer Teilnehmerin zu werfen.

Als die Schüssel leer war, verließen alle die Wohnung und die Künstlerinnen besuchten in ruhigem Schritt jeden Ort noch einmal, den sie auf ihrem Weg in der Performance verwendet hatten.

Zuletzt überquerten sie wieder die Hauptstraße, kamen im Handelsweg an, schlossen den Galerieraum wieder auf, ließen uns eintreten, schminkten sich ab und verbeugten sich. Nach anderthalb Stunden war die Performance an dieser Stelle zu Ende.