Anne Assies // Katze und Krieg: Performance vom 04. Mai 2011

by admin on Juni 23, 2011

Wir sitzen im EinRaum mitten in Braunschweig und zwei Frauen tragen nacheinander goldenes Puder auf ihr Gesicht auf. Ihre Namen sind Julia und Katharina. Um 20.48 Uhr geht Katharina nach draußen, nimmt die vor dem großen Fenster hängende gelb-orange farbene Lichtkugel in die Hand und lässt sie langsam im Bogen Richtung Boden gleiten. Sonnenuntergang.

Die Gruppe bricht auf. Dank der zuvor erhaltenen Kopfhörer hören wir Zuschauer Katharina und Julia die ganze Zeit. Wir gehen an einer Kneipe sowie mehreren Personen vorbei und lauschen, wie die beiden Frauen sich vorstellen, in die Kneipe zu gehen und zu feiern, wie sie sich ein Fahrrad nehmen und dies tauschen, wie sie unter einem Lichthimmel liegen und über das Leben philosophieren. Es geht weiter. An einem Wohnhaus entdecken sie Zeitungen in Briefkästen und diskutieren über mögliche Aktionen, die sie machen können. Sie wollen sie den Menschen bringen und dann vorlesen. Sie klingeln. Es wird geöffnet, doch es folgen Absagen. „Keine Zeit!“, „Ich habe einen Gast“ und „Nee, ist nicht meine Zeitung“ sind einige Kommentare. Doch im fünften Stock kommt die Zusage. Die ganze Gruppe steigt die Treppe hoch und hört nebenbei neue Möglichkeiten für Aktionen von Katharina und Julia.

Angekommen. Es öffnen ein junger Mann und eine junge Frau die Tür. Sie lassen uns hinein und wir setzen uns auf den Boden im kleinen Wohn-/ Schlafzimmer. Julia entdeckt ein DJ-Pult, stellt sich dahinter und beginnt Musik zu spielen. Doch wir sind nicht zum Musik hören gekommen, der junge Mann soll schließlich etwas vorgelesen bekommen. Katharina beginnt den Lieblingsartikel des jungen Mannes vorzulesen über Cannabis in Braunschweig, den er zuvor ausgesucht hat. Beleuchtet von einer Schreibtischlampe und unterlegt mit Musik liest sie vor. Fertig. Das Blatt wendet sich. Der junge Mann ist dran. Er liest einen Artikel vor und wird singend begleitet von Katharina und Julia. Fertig. Neue Idee.

Der junge Mann soll Platten auflegen, seine Fenster im fünften Stock öffnen und die Straße in eine Disko verwandeln, wenn Katharina und Julia es schaffen, eine Masse unten auf der Straße zu mobilisieren und zum Tanzen zu bringen. Gesagt. Getan. Gegenüber vom Wohnhaus ist ein Pub. Katharina und Julia gehen hinein, stellen sich auf einen Stuhl und fordern die Gäste des Pubs auf, auf die Straße zu gehen und überrascht zu werden. Doch die Gäste lassen sich Zeit. Es läuft Fußball und es dauert noch einige Minuten bis zur Halbzeit. Also heißt es warten. Katharina und Julia schauen mit und unterhalten sich mit den Männern, die bereit sind die angekündigte Überraschung zu erleben. Ein Gesprächsthema ist die HBK, die anscheinend eine Legitimation für alle Aktionen darstellt, die nicht dem typischen Alltag des Lebens entsprechen. Der Schiri pfeift. Es ist Halbzeit und die Überraschung kann beginnen.

Mit der Menge auf der Straße klingeln Julia und Katharina bei dem jungen Mann und warten, ob dieser sein Versprechen einhält. Es ertönt Musik. Jedoch ist diese viel zu leise für die Straße und so entscheiden Julia und Katharina, dass die Gruppe sowie die Gäste des Pubs oben bei dem jungen Mann eine zehnminütige Party feiern sollten. Oben angekommen, ertönt die Musik des Mannes und Katharina versucht nochmals die Nachbarn zu mobilisieren, die mit geschlossen Türen das Angebot ablehnen. Julia beginnt währenddessen mit Tanzeinlagen, auf die der größte Teil der Gruppe eingeht. Es entsteht eine Choreographie.

Die zehn Minuten sind vorbei und die Party ist beendet. Julia und Katharina beschließen die Choreographie im Pub aufzuführen und die ganze Truppe macht sich auf den Weg. Im Pub steigen die Tänzer auf Stühle und zeigen den restlichen Gästen ihren Tanz in Zeitlupe. Der Tanz ist beendet und das Fußballspiel geht weiter.

Julia und Katharina wollen aufbrechen, doch zuvor verabschieden sie sich mit Umarmungen von jedem im Pub. Draußen schauen sie sich um. Sie werden ruhig. Sie schlagen den Rückweg ein und drehen sich immer wieder um. Sie bleiben stehen und schauen sich alles schweigend an. Den Lichthimmel. Das Rad. Die Kneipe.

Wir erreichen wieder EinRaum. Wir sind zurück. Die Performance ist beendet.