Annika Heider // Katze und Krieg – Wenn die Sonne untergeht

by admin on Juni 22, 2011

Ich betrete die Galerie einRaum noch etwas vorsichtig, noch etwas zurückhaltend.
Ich bin skeptisch – eine Performance.
Es beginnt zu dämmern. Die Sonne geht unter.

Gehen wir los?

Es beginnt unser Abendsspaziergang durch die Stadt. Zielstrebig gehen die beiden Performerinnen, Julia Dick und Katharina Sandner, Seite an Seite durch die Straßen und überlegen, was sie wohl tun könnten. Wie in einem Spiel bewerfen sie sich mit Vorschlägen. Doch dann gibt es einen Punkt, da wird aus dem Spiel plötzlich Ernst, da wird ein Vorschlag in die Tat umgesetzt.

Ich amüsiere mich, denke mir, das ist doch inszeniert. Aber ich werde eines Besseren belehrt. Die Personen, die Katze und Krieg begegnen, sind genau so zufällig, wie die Ideen.

Ich beginne ein wenig Angst zu bekommen – was passiert wenn es außer Kontrolle gerät? Oder hoffe ich vielleicht sogar darauf, dass es außer Kontrolle gerät?

Ich werde in die Rolle des Voyeurs gezwungen, der mit ansehen muss, wie die beiden als Katzen auf dem Boden kriechen und Männer ablecken. Wie sie sich küssen, wie sie gemeinsam auf der Toilette verschwinden. Will ich das wirklich sehen?

Es beginnt mich abzustoßen und ich stelle mir die Frage, was das eigentlich soll.  Der Spaziergang geht weiter, mehr und mehr werden natürliche Regeln des Zusammenlebens gebrochen. Man klingelt an fremden Haustüren, dringt in die Privatsphäre anderer Menschen ein, überschreitet Grenzen.

Auf dem alleinigen Nachhauseweg betrachte ich mir die friedliche Stadt noch einmal ganz genau. Was ist eigentlich in den letzten zwei Stunden passiert und vor allem warum? Die Frage nach dem Sinn begleitet mich.